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Chinesische Touristen im Ausland – Empfang zwischen Begeisterung und Überforderung

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Von ICC-Redakteur Jörn Binczyk

Gestiegener Wohlstand, mehr Ferientage, höherer Bildungsstand und der Wunsch, die Welt zu erkunden. Das sind die Gründe, weshalb die Touristen aus den BRIC-Staaten in den kommenden Dekaden das globale Tourismusgeschäft erobern werden. Ganz vorne mit dabei: die Volksrepublik China.

Beeindruckender Anstieg chinesischer Auslandsreisen

Ein kurzer Blick auf die Statistik macht die Reiselust der Chinesen deutlich. Lediglich 16,6 Millionen Chinesen brachen 2002 ins Ausland auf. Im Jahr 2011 reisten 77 Millionen Chinesen ins Ausland. 2013 waren es bereits über 97 Millionen. Für das Jahr 2014 sollen es 116 Millionen gewesen sein. Dabei gab der durchschnittliche Chinesische Tourist bereits 2011 im Schnitt 536 Euro in den sogenannten Tax-Free-Shops aus. 2012 waren es bereits 616 Euro pro Kopf. Tendenz steigend. Durch die hohen Steuern auf Luxusgüter in der Volksrepublik sind diese bei den Touristen besonders gefragt.

Hinzu kommen Ausgaben für Unterkünfte, Kleidung und Essen. Pro Kopf gab der durchschnittliche chinesische Reisende laut einer Studie der Renmin Universität im Jahr 2013 1368 US-Dollar aus. Dabei gelten die Chinesen weltweit als die kauffreudigsten Touristen und haben die deutschen Urlauber bereits deutlich hinter sich gelassen. 2013 gaben die Chinesen 128,6 Milliarden US-Dollar für Tourismus aus, im Jahr 2014 waren es bereits 164,9 Milliarden US-Dollar. Auch hier ist die Tendenz steigend. Die beliebtesten Destinationen der Chinesen sind laut einer Umfrage von Hotels.com Australien bzw. Neuseeland, Japan und Frankreich. Deutschland liegt auf Platz acht. Tatsächlich gebucht werden die meisten Übernachtungen aber in den USA, in Hong Kong, auf Taiwan und in Thailand.

Wandel des touristischen Verhaltens der Reisenden aus China

Doch in der Art und Weise, wie man reist, lässt sich ein Wandel erkennen. Die Zeiten, in denen chinesische Touristen lediglich mit Bussen von Hotspot zu Hotspot gekarrt werden, um kurz ein Foto zu schießen, neigen sich dem Ende zu. Obwohl der Anblick der in Tourismus, Gastronomie und Hotelgewerbe berühmt berüchtigten Busladungen nach wie vor das Gesamtbild in vielen Ländern – wie beispielsweise Thailand – dominiert, trifft man vor allem in Europa auf eine ganz neue Art von chinesischem Tourist. Chinesische Reisende werden jünger, unabhängiger und wohlhabender. Individualreisen liegen voll im Trend. Dabei schrecken gerade die jungen Leute nicht vor Airbnb, Couchsurfing und günstigen Hostels zurück. „Reisen wie die Europäer“, das ist es, was viele wollen. Nicht nur zehn Länder in zehn Tagen, sondern weniger ist heute oft mehr. Land und Leute erleben, den Puls der globalisierten Welt spüren.

Chinesische Touristen im Ausland - Empfang zwischen Begeisterung und Überforderung

Die chinesische Shopping-Lust auf Reisen ist ungebremst

Überforderung durch den Tourismus aus China

Doch welche Auswirkungen hat der enorme Reisehunger der Chinesen auf den weltweiten Tourismus? Da sind zunächst die offensichtlichen Veränderungen. Hotels und Einzelhandel setzen auf neue Marketingstrategien, um gezielt chinesische Reisende anzulocken. Um den Bedürfnissen der anspruchsvollen Gäste gerecht zu werden, wird chinesischsprachiges Personal eingestellt,  Speisekarten werden übersetzt und genuin chinesisches Essen aufgetischt. Die chinesische Tageszeitung versteht sich dabei quasi von selbst. Doch wie reagieren die Urlaubsregionen auf die neue Klientel? Während ein Land wie Deutschland ohne Weiteres mit der steigenden Zahl von Touristen zurechtkommt, gibt es Gegenden auf diesem Planeten, denen die steigende Zahl von Touristen Probleme bereitet.

So verzeichnet der Inselstaat Palau einen enormen Anstieg von hauptsächlich chinesischen Touristen. Im ersten Quartal 2015 waren es mit 41.679 chinesischen Touristen 151% mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Palau, das früher als Paradies für Aussteiger und Surfer galt, hat lediglich 18.000 Einwohner und wird mittlerweile förmlich überschwemmt von Hotelurlaubern. Es werden mehr und mehr Hotels gebaut, die nicht nur das Landschaftsbild verändern, sondern auch ein erhebliches logistisches und ökologisches Problem darstellen. Oft sind die Supermärkte leer gekauft, Trinkwasser wird knapp und die Entsorgung der Abwässer und des Mülls hat sich zu einem echten Problem entwickelt. Die Regierung in Palau sucht derzeit nach Wegen, den ausufernden chinesischen Tourismus in den Griff zu bekommen. Diskutiert wurde beispielsweise die Halbierung der Flüge aus China. Ob das den Zustrom von Touristen bremsen kann, wird die Zukunft zeigen.

Auch in Thailand gibt es teilweise kritische Stimmen zum Verhalten der jährlich 4,5 Millionen chinesischen Urlauber. Dort geht die Tourismusbehörde allerdings offensiver mit dem Thema um und plant, Hinweisschilder, Videos und Broschüren in chinesischer Sprache zu erstellen, die Benimmregeln für die Besucher enthalten. Dabei dürfte vor allem der korrekte Umgang mit Denkmälern und heiligen Stätten im Fokus stehen.

Auslandsreisen als Möglichkeit interkultureller Annäherungen

Doch bei all den (ökologischen) Problemen, die der weltweite Tourismus aufwirft, darf man über die wirtschaftlichen Faktoren hinaus das enorme zwischenmenschliche Potential nicht verkennen. Ganz im Sinne der Völkerverständigung und der interkulturellen Kommunikation können wir die Menschen gar nicht genug dazu auffordern, die Welt zu bereisen. Wer reist, lernt Menschen und Länder kennen und lernt auch, andere Nationen besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen. Darüber hinaus entwickelt man ein Gespür für ihre Bedürfnisse und Eigenarten und das kann uns in einer Welt, die immer weiter zusammenwächst, nur zum Vorteil gereichen.

Fragen zu Touristen und Kunden aus China
beantworten die Experten der China-Kommunikation:

China_Kommunikation

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